Premieren 2021

In Zeiten wie diesen

„Wie gefällt euch unsere Zeit?“ und „Was ist ein gutes Leben?“ waren Fragen, die das Theater KOSMOS in den letzten beiden Jahren sich und dem Publikum gestellt hat. Die Jahresprogramme wurden inhaltlich auf diese Fragen ausgerichtet.

2020 kam eine unerwartete Krise, die Corona-Pandemie, die das Leben aller auf den Kopf gestellt hat. Die Pandemie brachte große Unsicherheit in unser Leben, für viele Menschen Existenzängste, für die allermeisten eine große Herausforderung in vielen Lebensbereichen. Herausgefordert ist auch die Gesellschaft, die Akzeptanz von unterschiedlichen Meinungen, wenn Gemeinschaft in Frage gestellt wird. „In Zeiten wie diesen?“ wird wohl jene Frage sein, die das Programm des Theater KOSMOS im Jahr 2021 begleiten wird.

Die Krise wirkt mitunter wie ein Brennglas, wie das Mikroskop bringt sie Details zum Vorschein, die vorher nicht im Fokus standen. Prekäre Arbeitsverhältnisse – auch in der Kulturbranche – sind nun offengelegt. Absagen, die mit Auftragsausfällen einhergehen, Verschiebungen, Unplanbarkeit. Mit solchen Widrigkeiten ringen Kulturveranstalter nun seit einem Jahr. Wenn doch geplant wird, dann mit Hoffen und Bangen, man steht auf Gas und Bremse zugleich. Auch das ist nicht zuträglich für die Gesundheit, für die seelische schon gar nicht. „Kunst kann ihre Krankheit gefährden“ postulierte Valie Export, Zeiten wie diese belegen die Wahrheit dieser Worte. Wie wichtig ist doch die Teilhabe am kulturellen Leben, Kultur als gesellschaftlich verbindendes Element, als Anstoß zum Diskurs, zur Auseinandersetzung. Dies wieder zu ermöglichen und auch nach der Pandemie gerade auch als wesentlichen Bestandteil unseres Zusammenlebens zu unterstützen, wird eine große gesellschaftspolitische Aufgabe sein, die unbedingt zu meistern ist. Auch in finanzieller Hinsicht. In diesem Aspekt ist das Theater KOSMOS bislang, dank seiner Fördergeber und Sponsoren, gut durch die Krise gekommen.

Die Kosmos Produktionen im Jahr 2021 sind wieder der zeitgenössischen Theaterliteratur gewidmet:


WUNSCHLOSES UNGLÜCK von Peter Handke
LOHN DER NACHT von Bernhard Studlar (UA) | in Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen
LIMBUS von Florentina Hofbauer (UA)

THEATER KOSMOS

WUNSCHLOSES UNGLÜCK
von Peter Handke
Premiere: 20. März 2021

„Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte.“

Mit diesen Sätzen beginnt Peter Handkes kurzes und harsches, aber zutiefst liebevolles Buch „Wunschloses Unglück“. Es ist die Geschichte seiner Mutter, ihres Lebens in einem Dorf in Unterkärnten in der Vor-, Kriegs- und Nachkriegszeit, ihres Versuchs aus dieser Enge auszubrechen, ihres Scheiterns und ihres Freitodes. Es ist auch die Geschichte eines Landstriches und seiner Menschen, die exemplarisch für ein ganzes Land und eine ganze Generation steht.


LOHN DER NACHT
von Bernhard Studlar
Uraufführung
in Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen
Premiere: 5. August 2021

Eine Operndiva und Mutter allein mit ihren Gefühlen und ihrer Kinderfrau, ein selbstbewusster Fußballstar im Sportwagen und ein korrekter Polizist, ein einsamer Mann, der sich an einem Brückengeländer und einer Bierdose festhält. Temporeich, witzig und überraschend verknüpft der in Wien geborene Autor Bernhard Studlar in seinem jüngsten Stück verschiedene Figuren und Orte. Während die Sängerin seit über einem Jahr wieder einmal auf der Bühne agiert, glaubt sie ihr Kind in sicherer Obhut im Hotelzimmer. Die junge Kinderfrau mit dem Kinderwagen jedoch macht in der nächtlichen Stadt unerwartete Begegnungen, wovon die Diva nach der Vorstellung beim Champagner mit einem Mäzen nichts ahnt. Existenzielle Entscheidungen treffen auf Welterklärungsversuche am Würstelstand.

Aus dem Wettbewerb der Österreichischen Theaterallianz geht Bernhard Studlars „Lohn der Nacht“ als Siegerstück hervor. Gemeinsam mit den Bregenzer Festspielen wurde ein Theatertext zum Thema „Die Arroganz des Kapitals“ beauftragt. Ursprünglich für denselben Sommer wie die Neuinszenierung von Giacomo Puccinis Madame Butterfly auf der Seebühne geplant, kommt der Text nun als Vorbote dieser Oper zur Uraufführung. Die Koproduktion mit dem Theater Kosmos in Bregenz wird anschließend auch an den weiteren Spielstätten der Theaterallianz zu erleben sein.

 

LIMBUS
von Florentina Hofbauer
Uraufführung
Premiere: November 2021

Siegerstück des Stückewettbewerbs 2019 „Wer Gewalt sät“ aus Anlass der Informationskampagne des Landes Vorarlberg zum Thema „Gewaltverbot in der Erziehung“.

„In Limbus – im äußersten Kreis der Vorhölle - sind gesellschaftliche und familiäre Gewalt eng miteinander verflochten. Damit geht Florentina Hofbauer einen entscheidenden Schritt weiter als alle anderen Autorinnen und Autoren, die zu diesem Wettbewerb eingereicht haben. Sie hat nicht die naive Therapiegläubigkeit, die den einzelnen Menschen heilen zu können glaubt, wo die Verhältnisse krank sind.
Sie untersucht das an zwei exemplarischen weiblichen Biografien. Zwei Frauen, die in extreme Situationen geworfen wurden: Die eine ist Svetlana Allilujewa, Tochter von Stalin. Die andere Frau ist Nelly Mann, eine „pretty woman“, die mit 31 den damals 60jährigen Heinrich Mann heiratete. Zwei Frauen auf der Bühne reden Klartext. Als Tochter die eine, als Ehefrau die andere. Sie sind in den Sog der Gewalt geraten, schuldlos Mitschuldige an gesellschaftlicher und familiärer Gewalt."
(Jurymitglied Ingrid Bertel zu Florentina Hofbauers Text)

 

KOSMODROM

KOSMODROM PROJEKTE 2021

Der 2020 zum zweiten Mal ausgeschriebene Kosmodrom Stückewettbewerb zum Thema „Life in 2050“ brachte zahlreiche Einsendungen von jungen AutorInnen und TheatermacherInnen. Die jungen AutorInnen waren dazu eingeladen, in dramatischer Form einen Blick in die Zukunft zu werfen. Welche Utopien oder Dystopien erwartet die Menschheit im Jahr 2050. Welche Hoffnungen, Sorgen, Sehnsüchte, Chancen oder Ängste sehen junge AutorInnen, wenn sie aus heutiger Sicht einen dramatischen Ausblick auf das Leben in dieser 30 Jahre entfernten Zukunft wagen.
Welche privaten, technologischen, politischen, gesellschaftlichen, philosophischen, religiösen oder ökonomischen Lebensmodelle werden unser Leben in dieser nahen Zukunft bestimmen?

Der Siegertext als auch der Drittplatzierte werden 2021 im Rahmen des Kosmodroms umgesetzt:
SUPA HELL von Sophie Blomen und Max Reiniger und DIE UNGETRÖSTETEN von Armin Wühle

 

 

THEATERALLIANZ

DIE THEATERALLIANZ 2021

Die Gastspiele im Rahmen der Theaterallianz werden auch 2021 fortgesetzt:

„Lamm Gottes“, das schon im letzten Jahr auf Tour gehen sollte, wird im Mai im Schauspielhaus Salzburg aufgeführt.

Die Produktion „Lohn der Nacht“ von Bernhard Studlar reist im Oktober ins Grazer Theater am Lend, 2022 wird das Stück an weiteren Häuser der Theaterallianz aufgeführt.

Im Juni ist das Schauspielhaus Wien mit der Produktion „Rand“ von Miroslava Svolikova in der Regie von Thomas Schweigen zu Gast im Theater KOSMOS

Einen Einblick in die aktuellen bundesweiten Aktivitäten der Theaterallianz erhalten Sie unter www.theaterallianz.at.