KOSMODROM | GARLAND von Svenja Viola Bungarten

KOSMODROM | GARLAND von Svenja Viola Bungarten

nach einem Film von Salvatore Brandt

HOT! HOT! HOT!, schallt es aus dem Radio.
Es ist heiß, verdammt heiß. In Amerika. Amerika, bei Penig, Kreis Mittelsachsen, versteht sich.

In Svenja Viola Bungartens Stück Garland dreht sich alles um die „Katastrophe als Zustand“. So benennt es zumindest der gescheiterte Filmregisseurs, Salvatore Brandt. Er versucht über das Radio ein Budget zusammenzukratzen, um seinen neusten Katastrophenfilm zu drehen. Auch, wenn niemand seine vorherigen Filme sehen wollte. Wer will das schon sehen, immer nur Katastrophe, Klimawandel, Flüchtlinge, Krieg…

Wo ist denn da die Hoffnung? Naja, der amerikanische Traum hat irgendwie an Glaubwürdigkeit verloren. Gibt es dieses Land, „somewhere over the rainbow“ noch, in welches die ikonische Filmfigur Dorothee aus dem „Zauberer von Oz“ damals in frischem Technicolour aufgebrochen ist?
Hier, in Bungartens Amerika, bei Penig, Kreis Mittelsachsen versucht das unerschrocken, junge Mädchen Dorothee Sturm (sie erinnert eher an eine tragisch-komische Version von Greta Thunberg) aufzubrechen, um trotz aller Widrigkeiten die Welt zu retten – während es überall, wo sie auftaucht, zu brennen beginnt. Aber es kommt kein Tornado, der sie davon trägt. Sie irrt umher und trifft auf andere gescheiterte Figuren. Etwa ein Farmerehepaar. Ob das Waisenkind hier eine Familie, ein Zuhause findet? Wohl eher nicht. Die Farmersleute haben genug eigene Probleme. Sie mussten aufgrund der Dürre ihre Farm aufgeben und auch diese steht nun in Flammen. Da gibt es den Bruder des Filmregisseurs, der den Truck der Mutter geklaut hat, um nach einem jungen Mädchen zu fahnden, einer mutmaßlichen Brandstifterin. Es ist seine letzte Chance zu beweisen, dass er doch ein guter Polizist ist. Aber die Dame hinterm Tresen der Tankstelle verkauft ihm kein Benzin, dazu hat sie keine Lust mehr. Es ist Judy Garland, die gealterte Filmdiva, welche damals durch ihre Rolle im „Zauberer von Oz“ weltberühmt wurde, und nun gegen das Vergessen und ihren sicheren, nahen Tod ankämpft – am Ende ihres Lebens möchte sie nun doch ihre Tochter nochmal sehen. Ist sie etwa die berüchtigte „Phantomtruckerin“, die den Highway unsicher macht und auf Seelenfang geht???

Und immer wieder zwischen Hitze, Staub und Highway – die Stimme aus dem Radio. Die junge Moderatorin trotzt der Hitze, dem Chaos, den unverschämten Talkgästen… irgendjemand muss ja die Fakten sammeln, den roten Faden zusammenhalten, einen Sinn finden, eine Geschichte, irgendeine Erzählung, auf die wir uns einigen können! In all dem Chaos einer Parallelmontage zersplitterter Wirklichkeiten. Und am Ende sind doch alle irgendwie auf der Suche nach einer Familie, oder zumindest einer Zweckgemeinschaft, immerhin zusammen… – wir sitzen doch alle zusammen, im selben Boot. Also, ohne Wasser. Es ist heiß. Verdammt heiß.

Die jungen Schauspielstudent*innen des 3. Jahrgangs der Athanor Akademie in Passau wagen es nun, mit ihrer Spielfreude der tragisch-komischen Katastrophe zu trotzen und durch Radio-, Film- und Theaterfetzen hindurch ihre eigene Geschichte zu erzählen. Zum zweiten Mal geht das Theater Kosmos im Rahmen des Kosmodrom nun unter der REGIE von Florian von Hoermann die Kooperation mit der Athanor Akademie für Darstellende Kunst in Passau ein.

Besetzung: Hanno Dasenbrock, Julia Haas, Julia Jaskiola, Philipp Jouaux, Köhler Lena-Maria, Jasmin Wojke, Mio Wojtaszek
Regie Assistenz, Kamera: Leonard Gräber
Kostüme: Cristina Milea
Kostümassistenz: Jasmin Wojke

                 

weitere Vorstellungen 4. / 5. / 6. Oktober 2024 | 20 Uhr, Sonntagsvorstellung um 17 Uhr

Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main.

Fotos Cristina Milea

Oktober 6, 2024
17:00

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